Erschienen am: 20.10.2002
Zeitung: Mecklenburger Blitz
Redakteur: SM
10 Jahre Nording Bulls - es geht weiter
Jubiläumsturnier und Festveranstaltung mit vielen Überraschungen
Güstrow. Elektro-Rollstuhlhockey, eine Sportart, zu der man nicht ganz freiweillig kommt. Eine Sportart, die man betreibt, um seine Lebenssituation als Schwer- oder Schwerstbehinderter besser zu meistern, eine Möglichkeit das alltägliche Leben, dass nicht alltäglich ist, aktiv zu gestalten.
Dabei ist der Aufwand oft enorm und die Fahrt zu einem Wettkampf mit sechs bis sieben Spielern ist mit der Reise einer Fußballmannschaft, einschließlich Ersatzspielern nicht zu vergleichen.
Alf Möser aus Lalendorf, vorher aktiver Fußballer, der seit einem Sportunfall hochgradig querschnittsgelähmt ist, bekam durch seine Physiotherapeutin den Hinweis auf die Sportart Elektro-Rollstuhlhockey, kurz E-Hockey. In den südlichen Bundesländern Bayern, Baden-Würtemberg und Hessen, aber auch in Holland, wurde diese Sportart aktiv betrieben und regelmäßig nationale und internationale Meisterschaften ausgerichtet.
Mit Jan Elbracht sowie seinem Vater Günter, heute in der Mannschaft respektvoll "Vater unser" genannt, machte sich Alf auf den Weg nach Neubrandenburg, um sich bei Christian Schad, genannt Charly, und Rita Henning ein Video über ein E-Hockey-Turnier anzusehen. "Danach stand fest, das wollen wir machen." Alle sind noch heute bei den Nording Bulls, wie sich die Mannschaft dann nannte, die sich ein paar Monate später gründete.
Unter Anleitung von Rita Henning an der Behindertenschule Neubrandenburg wurden die "ersten Meter" gefahren. Die Anfänge waren mehr als stümperhaft. Die Versuche mit einem Hockeyschläger den Ball ins Tor zu bekommen endeten oft erfolglos. Alf mit seinem Rollstuhl als Torwart war oft viel zu langsam und der Ball längst drin, bis er an Ort und Stelle war. Doch es wurde weiter gemacht. Neue Mitstreiter kamen hinzu. Matthias Krasa, der schon in Bochum bei den Ruhr Rollers gespielt hatte, Steffen Prochner, Stephan Kobelt, der jedes Mal die Anfahrt aus Görlitz in Kauf nimmt, Steve Freudenberg, Günter Bischof und Detlef Kuhlmann aus Bielefeld, der jetzt eventuell eine weitere E-Hockeymanschaft aufbauen will. Die Nording Bulls wollen ihn dabei tatkräftig unterstützen, so wie es bei ihren Anfängen andere getan haben. Nicht zu vergessen Matthias Rutschke und Rolf Hertscher. Karl Liermann aus Teterow kam als jüngster Spieler zuletzt dazu und seine gesamte Familie, Eltern, Oma und Opa unterstützen ihn dabei und sind begeisterte Zuschauer. Sinnbildlich dafür, dass nur mit der Unterstützung der Familie und der Pfleger dieser Sport überhaupt erst möglich wird.
Zurück zu den Anfängen. "Bildet ihr eine Mannschaft und bleibt dabei, bekommt ihr von uns einen Rollstuhl geschenkt", so kam das Echo auf die Aktivitäten von einem Münchener Förderkreis. Der Rollstuhl läuft dank der hervorragenden technischen Betreuung durch Günter Möser immer noch. Auch für technische Details und Kniffe zeichnet dieser verantwortlich. Nicht unwichtig bei diesem Sport. Das Geschenk von damals wurde übrigens bei der Festveranstaltung zum 10jährigen symbolisch weitergereicht. Die Gastmannschaft aus Berlin Buch, die im Rahmen einer Arbeitsgemeinschaft durch reine Privatinitiative des Trainers E-Hockey spielt, konnte vom Jubiläumsturnier einen Rollstuhl mitnehmen, den die Nording Bulls kürzlich gespendet bekamen. Das erste Turnier 1993 in Neubrandenburg, organisiert durch den FSVB e.V. war gleich recht erfolgreich für die "Green Horns" aus dem Norden. Trotz großer Nervosität wurden sie Gruppenerster und das war Motivation genug weiter zu machen, eine Bestätigung auf dem richtigen Weg zu sein.
Zahlreiche Einladungen zu Turniere folgten, die Kreise zogen sich immer weiter, bis in die Schweiz und nach Dänemark. Ein Höhepunkt die Fahrt von fünf Nording Bulls im vergangenen Jahr zu den Weltspielen nach Übersee. (Dazu in der nächsten Ausgabe mehr). Mit seiner Berufung in die deutsche Nationalmanschaft brachte Jan Elbracht 1997 die Nording Bulls weiter ins Gespräch. Bei der WM 1998 in Holland konnte er mit der Nationalmmanschaft den Vizeweltmeistertitel erringen.
Doch "nur" zu Turnieren fahren war den Nording Bulls nicht genug. Mit dem Wechsel vom Neubrandenburger Sportklub zum SV 90 Lohmen 1997 kamen zu den sportlichen Aktivitäten organisatorische hinzu. 1997 wurde das erste eigene internationale Turnier mit großer Unterstützung der Gemeinde Lohmen, der Reha Klinik "Garder See" und der Stadt Güstrow ausgetragen. Seit 1999 wird alle zwei Jahre der "Euro-Cup" im E-Hockey ausgetragen. Inzwischen ist die Stadt Teterow durch die guten sportlichen Bedingungen und die engagierte Mitarbeit zu einem weiteren Partner der Nording Bulls geworden.
Wenn man einmal angefangen hat, multiplizieren sich die Aktivitäten. Die Festveranstaltung zum 10jährigen Jubiläum der Nording Bulls im Gymnasium Teterow bot Gelegenheit einerseits Bilanz zu ziehen und andererseits über nächste Vorhaben zu berichten.
Zu den vielen Gratulanten gehörte unter anderem Teterows Stadträtin Frauke Martens und Amtsleiterin Sabine Stelley vom Landkreis Güstrow. Neben den guten Wünschen und überraschenden Präsenten wurde auf der Veranstaltung eine Kooperationsvereinbarung zwischen dem Landkreis Güstrow, der Stadt Teterow, den Nording Bulls im SV 90 Lohmen sowie dem in Gründung befindlichen "Förderverein Nording Bulls" i.G. unterschrieben. Der Förderverein soll in der Zukunft, neben der Unterstützung der Aktivitäten der Nording Bulls, weitere Initiativen einbeziehen. Mit Unterstützung und Hilfe vieler konnten die Nording Bulls das werden, was sie heute sind. Nun wollen sie einen Teil davon weiter geben, anderen helfen und unterstützen, auf den verschiedensten Gebieten. Dazu gehört die Gewinnung weiterer Spieler, um behinderte Menschen aus der Isolation treten zu lassen, Beratungsfunktion bei der Planung behindertengerechter Einrichtungen übernehmen und junge Menschen innerhalb von Projektarbeiten mit einzubeziehen, unter anderem die Hemmschwellen zwischen nichtbehinderten und behinderten Menschen abzubauen. Bei allen Erfolgen die die Nording Bulls in den 10 Jahren erreicht haben, gab es auch Niederlagen, die nicht verhindert werden konnten. Zwei ehemalige Spieler sind nicht mehr mit dabei, Matthias Rutschke und Rolf Hertscher Wenn die Erinnerung an diese Spieler aufkommt, werden die Sportler von der Realität des Rollstuhls eingeholt.
Doch es heißt nach vorne schauen und weitermachen, in menschlicher und sportlicher Hinsicht. Der Termin für den mittlerweile 3. Euro-Cup im Elektro-Rollstuhlhockey steht bereits fest, vom 14. bis 17.8.2003 in Teterow.
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