Erschienen am: 14.08.2009
Zeitung: Kieler Nachrichten
Redakteur: AS
Alle Probleme gemeistert: Mit dem Rolli auf Fördefahrt
Behindertensportler machten Ausflug von Kiel bis Strande
Strande/Kiel - Am Anfang und am Ende war es für alle Beteiligten ein richtiger Kraftakt. Aber dazwischen konnten zehn Elektro- und Handrollstuhlfahrer mit ihren Begleitern die Fördefahrt zwischen Bahnhofskai und Strander Anleger unbeschwert genießen.
Insgesamt umfasste die Gruppe rund 30 Personen, die gestern Morgen am Kieler Bahnhof auf der „Laboe“ der Schlepp- und Fährgesellschaft Kiel (SFK) einstieg. Viele trugen Shirts, die über ihre Zugehörigkeit zu den „Nording Bulls“ Auskunft gaben. Die Mannschaft spielt Elektrorollstuhlhockey in der Bundesliga, ihre Spieler kommen aus ganz Norddeutschland, und ihre Sportart ist eine offizielle Disziplin im Behindertensport. Die „Nording Bulls“ bereiten sich an diesem Wochenende in Surendorf auf die neue Saison vor. Der Ausflug auf dem Wasser war nur einer der Programmpunkte, den der Dänisch Nienhofer Matthias Krása vorbereitet hatte.
Selbst die Beteiligten waren zuvor mit ihren Prognosen uneins, ob es allen gelingen würde, an Bord zu kommen. Erste Hürde: das Wetter. Ist der Wind zu stark, schaukelt das Schiff zu sehr? Da gab der Wetterbericht rechtzeitig Entwarnung. Zweite Hürde: die Landgangsbretter mit Querstreben, um das Wegrutschen von Fußgängern beim Gang an Bord zu verhindern. Das erste erwies sich als zu schmal. Die Aluminiumschienen, die die „Nording Bulls“ für alle Fälle selbst im Gepäck hatten, bekamen nicht genug Halt. So hing plötzlich der Rollstuhl von Steffen Prochner, Stürmer in der Mannschaft, schräg über dem Wasser. Der 42-Jährige nahm es mit schwarzem Humor: „Dann hätte ich mich selbst rausgeholt, schließlich bin ich Rettungsschwimmer.“ Ein Berufsunfall mit anschließender Querschnittslähmung zwang ihn in den Rollstuhl. Bei den anderen hatten Krankheit oder angeborene Behinderungen dazu geführt.
Danach wurde sicherheitshalber das breitere Landgangsbrett angelegt, es sorgte in Kombination mit vielen kräftigen Armen von Schiffsbesatzung, Betreuern und Verwandten beim Ziehen und Schieben dafür, dass die Hürde genommen werden konnte. Ein Elektrorolli wiegt allein schon 140 Kilogramm oder mehr. „Mit Inhalt werden es schnell 250 oder mehr“, merkte Abwehrspieler Christian Schad an.
Dass sich so eine große Gruppe Rollifahrer für eine Fördefahrt anmeldet, sei sehr ungewöhnlich, stellte SFK-Pressesprecherin Andrea Kobarg fest. Noch seien etliche Anlegebrücken und auch Schiffe älteren Baujahrs nicht barrierefrei. Die SFK strebten eine Änderung zwar an, aber aus finanziellen Gründen sei dies erst nach und nach möglich. Kirsten Röhl vom Kieler Beirat für Menschen mit Behinderungen war selbst zum Bahnhofskai gekommen, um den Kraftakt zu beobachten. „Wir vom Beirat kämpfen schon ewig darum, dass die Fördeschifffahrt barrierefrei wird.“ Sie wertete die Tour der „Nording Bulls“ als großen Erfolg für Organisator Matthias Krása. Ihre Mindestforderung an die SFK: Landgangsbretter anzuschaffen, die breit genug für Rollifahrer sind, weder von Bord noch vom Kai abrutschen können und mit einem Profil allen Fahrgästen einen sicheren Halt bieten.
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